mind.in.a.box interview:

mind.in.a.box - Interview for magazine 'Sonic Seducer (Jahresrückblick 2004)', Interviewer:'Marc Urban', about: 'Lost Alone', Date: 2004-11-01
 
Link: Sonic Seducer (Jahresrückblick 2004)
 
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Ein leuchtendes Beispiel dafür, dass auch Newcomer eine Chance auf eigentlich längst verteilte Pfründe haben, sind die Wiener mind.in.a.box. Ihr Debütalbum Lost Alone zeigte im Sommer diesen Jahres vielen alteingesessenen Electro-Acts, was eine Innovations-Harke ist. Mit reichlich Analogequipment, bisweilen aber auch tekknoiden Sounds und dazu einer fein abgestimmten führten die mind.in.a.box-Protagonisten Stefan Poiss und Markus Hadwiger geschickt Vergangenheit und Moderbe zusammen und verzückten mit Lost Alone nicht nur die versammelte Musik-Journaille. Entsprechend gut gelaunt resümiert Stefan auch das abgelaufene Jahr 2004.

'Der positive Höhepunkt für mich war 2004 zweifelsohne die Tatsache, dass Lost ALone fünf Wochen auf Platz 1 der DAC war und unser Debüt generell so erfolgreich lief. Das war einfach unglaublich.' Für Stefan gewinnt dieser Erfolg insofern noch an Bedeutung, weil tatsächlich noch bis kurz vor der Veröffentlichung des Albums kaum jemand von mind.in.a.box gehört hatte. Ein Aufstieg von Null auf 100 also, den das Wiener Duo sich selbst in seinen kühnsten Träumen nicht erhofft hätte. Stefan: 'Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Schon gar nicht nach dieser langen Entwicklungsphase des Albums. Man verliert einfach die Objektivität, wenn man sehr lange Zeit an etwas arbeitet. Ich konnte nach diesen drei Jahren, in denen Lost ALone entstanden ist, nur sehr schwer anschätzen, wie dieses Album aufgenommen werden wird. Auch unsere Plattenfirma tat sich ein wenig schwer, weil sie selbst einige der Songs schon sehr lange kannte. Als ich dann die Top 1-Platzierung in den DAC vom Labelchef mitgeteilt bekam, war ich gerade mit dem Auto unterwegs. Mein Grinser ist glaube ich heute noch im Rückspiegel zu erkennen. Besser hätte das mind.in.a.box-Debüt gar nicht laufen können!'

Da nimmt Stefan auch gerne die Veränderungen in Kauf, die ein solcher musikalischer Volltreffe automatisch nach sich zieht. Zwar kann er immer noch unbehelligt einkaufen gehen, aber die Neider wie auch die Schulterklopfer sind dafür nicht mehr so weit weg wie früher: 'Durch eine CD-Veröffentlichung nimmt man bei Musikerkollegen mit einem Schlag einen höheren Stellenwert ein', hat Stefan festgestellt. 'Das hat ohne Zweifel schon gewisse Vorteile. In diesem Bereich begegnet man mir vielleicht etwas anders als früher. Ich mache aber nach wie vor diverse musikalische Experimente mit guten Freunden 'just for fun'. Das brauche ich auch als eine Art Ausgleich zu meinen eigenen Sachen. Privat glaube ich nicht, dass ich mich verändert habe. Ich investiere jetzt nur vielleicht nich mehr Zeit in die Musik als früher.' Denn auch Stefan weiß, dass die Devise nach einem solch stürmischen Jahr nur: 'Dranbleiben!' lauten kann. Aber auch große Erfolge hätten mind.in.a.box ausreichend Ehrgeiz und Tatendrang für weitere Missionen: 'Klar gibt ein solches Jahr auf jeden Fall eine Menge Motivation!', bekräftigt Stefan, fügt aber sogleich einschränkend hinzu: 'Nichtsdestotrotz würde ich auch weiterhin Musik machen, wenn es nicht so gelaufen wäre. Für mich war und ist in erster Linie die Motivation. Für Mitte 2005 ist jedenfalls das zweite mind.in.a.box-Album geplant. Davor wird es eine Single geben. Details darüber werden wir sehr bald auf unserer Webpage bekannt geben. Des weiteren will ich in Zukunft auch andere Bereiche nebe der Musik stärker virantreiben; zum Beispiel kurze Movies, Grafiken oder auch Kurzgeschichten, wie es sie teilweise schon auf unserer Webpage gibt; so dass mind.in.a.box mehr als ein Gesamtkunst-werk angesehen werden kann. Die Musik wird sicherlich das Hauptelement bleiben, aber ich will durch unterschiedlichere Medien das Konzept dahinter noch stärker hervorheben. Denn es wird in der mind.in.a.box-Music in Zukunft - im wahrsten Sinne des Wortes - viel zu entdecken geben.' Auch für Stefan und Markus selbst; denn on sie es wollen oder nicht, die Messlatte für mind.in.a.box-Produktionen haben sie mit 'Lost Alone' selbst in ungeahnte Höhen getrieben. Von daher haben sie bereits in einem solch frühen Stadium ihrer Karriere einen Ruf zu verlieren. 'Ich denke, dass ich jetzt meinen eigenen Songs noch kritischer gegenüberstehe und versuchen werde, es noch besser zu machen', sagt Stefan dann auch folgerichtig. Nervös ist er deswegen aber nicht. Im Gegenteil. Bisher überwiegt auf jeden Fall die Zufriedenheit über das 2004 Erreichte: 'Aus musikalischer Sicht habe ich es - denke ich - geschafft: Ich konnte ein Album veröffentlichen! Das hat schon etwas ungemein Befriedigendes.' Da stören dann auch die Schattenseiten, die der Erfolg von Lost Alone mit sich gebracht hat, nicht weiter: 'Markus und ich saßen 2004 gezwungenermaßen öfters im Cafehause, um zugenommen. Das kreide ich mal den Journalisten an...!'