mind.in.a.box interview:

mind.in.a.box - Interview for magazine 'DNASix 07-08/2004', Interviewer:'Markus Fürgut', about: 'Lost Alone', Date: 2004-07-01
 
Link: DNASix 07-08/2004
 
DNAufsteiger des Monats
Ein neuer Electro-Stern

Inzwischen ist das mind.in.a.box-Album Lost Alone erschienen und hat, wie nicht anders zu erwarten war, überwältigende Kritiken bekommen, Grund genug, um das Gespräch mit Mastermind Stev fortzusetzen und mehr über das österreichische Electro-Projekt in Erfahrung zu bringen.
 
DNASIX: Das Debut ist gerade erschienen und du hast durchweg positive Resonanz erhalten. Überrascht?
Stev: Ja, auf jeden Fall! Lost Alone klingt doch sehr anders als die meisten gegenwärtigen Acts, und daher war nicht wirklich vorauszusehen, ob unser Sound nicht vielleicht doch als zu ungewohnt empfunden wird. Deshalb freut es uns jetzt natürlich hanz besonders, dass so viele Leute extrem positiv auf den Sound von mind.in.a.box reagieren! Wir haben aber zum Glück den Vorteil, dass wir schon sehr lange Erfahrung im bericht von Soundtracks für Computerspiele, und generell sehr viel unveröffentlichtes Material noch in der Schublade haben. Insofern sind wir keine richtigen Newcomer.
 
DNASIX: Fast hat man das gefühl, dass die Leute auf mind.in.a.box gewartet hätten, weil sie die Nase voll vom Einheitssound haben. Glaubst du, dass das ein Grund für den Erfolg von mind.in.a.box ist?
Stev: Es scheint fast so, und wir haben sehr viel positives Feedback genau in diese Richtung bekommen. Wir persönlich empfinden es so, dass sehr viel veröffentlichtes Material weitgehend einheitlich klingt und oft sehr stark dem Stil bereits erfolgreicher Bands ähnelt. Wir versuchen uns möglichst wenig direkt von bereits existierenden Stilen beeinflussen zu lasses. Gerade im Bereich der elektronischen Music gibs es auch relativ wenige Acts, die versuchen, Melodien in den Vordergrund igrer Music zu stellen, insbesondere unabhängig vom Gesang, und wir denken, dass eine Vielfalt von Melodien ein ganz wesentlicher Teil ist.
 
DNASIX: Fühlst du dich durch die positiven Reaktionen zusätzlich angespornt, noch intensiver an mind.in.a.box arbeiten?
Stev: Ja, sehr! Das gibt ungemein viel Motivation. Wir arbeiten schon intensiv an neuem Material. Voraussichtlich wird das nächste mind.in.a.box-Album schon im kommenden Jahr erscheinen.
 
DNASIX: Gibt es auch Rückmeldungen aus deinem Heimatland? Wie sieht die Electro-Szene in Österreich aus?
Stev: Die Szene in Wien ist im Vergleich zu Deutschland sehr klein, aber es gibt auch hier durchwegs sehr positive Resonanz. Seit kurzem gibt es eine weitere sehr schön gemachte Webseite, die sich mit der Szene in Wien beschäftigt: www.schwarzes-wien.at. Außerdem hat der hier sehr bekannte Wiener Dj D.A.V.E eine Lost Alone-releaseparty im größten Wiener Gothic/Wave-Club, dem Monastery, initiiert.
 
DNASIX: Wie bist du zu deinem Plattenvertrag gekommen? Einfacht Demos rausgeschickt und gehofft, oder bist du einen anderen Weg gegangen?
Stev: Wir haben einfacht Demos verschickt. Stefan Herwig von Dependent war von Beginn an sehr an unserem Material interessiert und hat sich auch sehr dafür engagiert. Vielen Dank an Stefan und Dependent!
 
DNASIX: Obwohl die Musik teilweise sehr druckvoll und modern ist, sind die Texte eurer Leider sehr melancholisch. Ein gutes Beispiel ist für mich 'Forever Gone'. Würdest du dich selbst als melancholischen, nachdenklichen Menschen bezeichnen?
Stev: Auf jeden Fall! Das ganze Album ist sicher auch persönlicher geworden, als wir dachten.
 
DNASIX: Gut in dieses Bild passt auch der Titel Lost Alone. Wann hast du dich zum letzten Mal 'allein gelassen' gefühlt?
Stev: Für mich hat das Alleinsein sowohl positive als auch negative Seiten. Wenn ich ich Music mache, dann gibt mir dieses Gefühl Kraft und Energie. Andererseits symbolisiert Lost Alone stark eine Art des Verlassenseins, aus der die Protagonisten unserer Lyrics auf unterschiedliche kann ich much ebenso identifizieren.
 
DNASIX: Gibt es deshalb ein textliches Konzept, das alle Stücke miteinander verbindet, oder steht jeder Track für sich alleine?
Stev: Sowohl als auch. Die einzelnen Songs haben eine abgeschlossene Handlung. Es gibt aber einige Songs, die die Geschichte eines anderen Songa weitererzählen. Bestes Beispiel sind die Songs Questions, Waiting und Forever Gone. Was alle Songs des Albums gemeinsam haben, ist, dass sie in derselben Welt spielen. Es ist eine fiktive Welt, deren Storys als Metaphern für unsere reale Welt zu verstehen sind.
 
DNASIX: Stell dir vor, du hättest ein Budget von zehn Millionen Euro, um einen Kinofim zu drehen. Wie würde der aussehen?
Stev: Wahrscheinlich eine düstere Mischung aus Dark City, Blade Runnder und Strange Days, natürlich mit einem Soundtrack von mind.in.a.box und keinem Happy End!
 
DNASIX: Normalerweise wird vor dem Album eine Single veröffentlicht, die Clubremixe enthält. Wird es das von mind.in.a.box auch noch geben, oder verzichtest du bewusst darauf?
Stev: Es waren einige Songs als Single im Gespräch. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Arten von Vocals ist es aber immens schwierig, den richtigen Song auszuwählen. In Wahrheit sind die einzelnen Songs sehr unterschiedlich, und kein einzelner hätte das Album repräsentiert. Deshalb die Entscheidung, keine Single zu releasen. Außerdem hatten wir nicht mit einer solch positiven Resonanz auf den Longplayer gerechnet. Es gibt aber schon einige Remixe der Songs. Allerdings steht noch nicht fest, in welcher Form sie veröffentlicht werden. Ich habe vor, einige davon zum Download auf mindinabox.com anzubieten. Seid gespannt!
 
DNASIX: Ich stelle es mir unwahrscheinlich schwer vor, die Musik von mind.in.a.box live zu präsentieren. Wie siehst du das?
Stev: Ja, wir denken noch darüber nach, und im Moment sind keine Konzerte geplant.
 
DNASIX: Wer war der Held deiner Kindheit und warum?
Stev: Solche Dinge vergisst man leicht. Aber ein 'Held' war vielleicht die legendäre PC-Demo-Gruppe Future Crew ('Demos' im Sinne von echtzeitberechneten Graphikabläufen mit Musicuntermalung, ähnlich einem Musikvideo). Die Demos 'Unreal' oder 'Second Reality' waren damals der Hammer. Aus heutiger Sicht ist das natürlich nicht megr hanz so, aber damals war das genial. Erst vor kurzem habe ich mir dir Musik zu diesen alten Demos heruntergeladen, und sie gefällt mir immer noch sehr.
 
DNASIX: Welche Ziele möchtest du in Zukunft erreichen?
Stev: In erster Linie geht es mir darum, meine eigene Musik zu machen und in jedem Album Fortschritte gegenüber dem Vorgänger zu machen. Wir freuen uns sehr über die extrem hohen Bewertungen unseres Debutalbums, das hätten wir nicht zu träumen gewagt. Das gibt uns sehr viel Motivation. Vielen Dank!